Filme im Fokus The Thomas Beale Ciphers (Andrew Allen, 2010)
Der Kurzfilm „The Thomas Beale Ciphers“ von Andrew S. Allen (unter CC BY NC ND) ist eine Perle des Animationsfilms – mit einer ganz eigenen Ästhetik.
Doch schaut zunächst selbst:
Hintergrund: Die Beale-Chiffre als modernes Rätsel – oder großer Schwindel?
Die Beale-Chiffre geht zurück auf die Schrift „The Beale Papers“, die über drei Chiffre angeblich zu einem Schatz führen soll, der von einem Thomas J. Beale 1820/22 versteckt worden sein soll. Von den drei Chiffren konnte bisher nur die zweite mittels der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung entschlüsselt werden. Einige spannende Hintergründe gibt's bei „Die Jäger des verschlüsselten Schatzes“ von Klaus Schmeh sowie bei „A Modern Take on an Old Mystery“ von Jane Doh – denn es ist gar nicht so sicher, wie viel an der Story eigentlich dran ist. Wer richtig tief ins Thema einsteigen will, findet bei „Beale Ciphers Analyses“ von Ron Gervais jede Menge Lesestoff.
Der Film greift diese Legende auf und folgt einem Professor White bei seinen Versuchen, seinen Verfolgern zu entkommen – er scheint der Chiffre auf die Schliche gekommen zu sein. Doch eine Antwort darf man von „The Thomas Beale Ciphers“ nicht erwarten – oder doch? Denn der Film ist zugleich selbst eine Chiffre – 16 Hinweise sind versteckt, die die Geheimnisse der Charaktere aufdecken können. Auf Facebook wird über die Entdeckungen diskutiert (Achtung, Spoiler-Alarm!). Ein intelligenter Kniff – ein Film über eine Chiffre wird selbst zu Chiffre. Eine Meta-Chiffre sozusagen, ein gefundenes Fressen für postmoderne Denker. Ich fange damit an, wenn meine Hirnzellen aufgehört haben, nach Hinweisen und deren Bedeutung zu suchen…
Ästhetik: Rotoskopie mit einem besonderen Dreh
Visuell setzt der Film auf eine Old-School-Animation, umgesetzt durch Rotoskopie, bei der gefilmte Bewegungsabläufe Schritt für Schritt für die Animation abgezeichnet werden, kombiniert mit Texturen von Papier und Stoffen. Das ergibt eine spannende Mixtur, die an modernes Grafikdesign gemahnt, und die ich in dieser Form noch in keinem Animationsfilm gesehen habe. Rotoskopie hat zwar durch Filme wie „A Scanner Darkly“ eine ungeahnte Rückkehr in den Animationsfilmen der Nach-2000er-Ära gefeiert, doch Allens handgezeichnete Figuren mit ihrem Spiel aus schematischer Vereinfachung auf der einen und großer Detailtreue auf der anderen Seite geben dem Verfahren eine neue Richtung. Zugleich verwendet er seine Ästhetik für neue Einsatzzwecke, etwa wenn er Whites komplizierte Kettenreaktion-Berechnungen auf dessen Brille spiegelt.
[via Spreeblick]