Get in contact: Vom analogen zum digitalen Kontakt – und wieder zurück
Das Problem ist bekannt: Man lernt einen Geschäftspartner kennen und möchte sich gerne die Kontaktdaten geben, um in Zukunft schön netzwerken zu können – idealerweise in digitaler Form.
Vor einiger Zeit waren dafür die Poken beliebt – kleine, oft tierchenförmige Geräte, die beim Gegeneinanderhalten ihre gespeicherten Informationen austauschen und anschließend dank USB-Anschluss auf den Rechner übertragen. Im Business-Kontext sind Visitenkarten eher verbreitet. Ein abgedruckter QR-Code erspart hier lästige Tipperei.
Aber auch für Anfahrtsskizzen lässt sich die Technik nutzen, wenn ein QR-Code neben einer Karte direkt zu einer Google-Map mit der richtigen Adresse verweist. Es gibt außerdem Versuche, QR-Codes mit GPS-Navigation zu kombinieren.
Enhanced user experience
Gedruckte Medien kann man zwar gut in der Hand halten, doch sie haben den handfesten Nachteil, nicht besonders linkfreudig zu sein. Der deutsche „Spiegel“ macht es vor, wie eine Lösung aussehen kann: Neben Artikeln prangen seit einiger Zeit kleine QR-Codes, die auf die entsprechende Onlineversion verweisen.
Andere Publikationen, wie etwa die Mac-Zeitschrift „mac & i“, setzen auf Webcodes, zufällige Zahlenfolgen, die man auf der Webseite in ein entsprechendes Eingabefeld tippen kann. Die Frage, welche Methode besser ist, lässt sich nur im Hinblick auf die Zielgruppe beantworten: Webcodes verlangen zusätzliche Tipparbeit, die man sich mit einem QR-Code erspart; dafür jedoch erfordern sie keine spezielle Software auf dem Handy. Die Frage ist also, ob das eigene Zielpublikum als technisch versiert genug gelten kann, eine derartige Software zu besitzen oder sich besorgen zu können – und natürlich, ob die eigenen Leser überhaupt Smartphones haben. Ich bin mir daher gar nicht so sicher, ob der „Spiegel“ wirklich die richtige Entscheidung getroffen hat.
QR-Codes in der Bildung
Tobias Albers-Heinemann nennt in seinem Artikel „QR-Codes in der Medienpädagogik“ die Idee, QR-Codes bei Outdoor-Aktivitäten wie etwa einer Schnitzeljagd einzusetzen, um GPS-Koordinaten oder Adressen zu vermitteln. Dazu gibt es ein mit Scanvenger ein einfaches Tool zur Erzeugung QR-basierter Schnitzeljagden, und Projekte wie das „QR Game“ von Mediale Pfade setzen derartige Projekte in die Praxis um.
Eine Alternative ist, QR-Codes als Möglichkeit zu verwenden, reale Objekte mit dem Netz zu verketten. Das ermöglicht es dem Betrachter, auf Wunsch weiterführende Informationen zu einem Ort zu erhalten – sinnvoll ist das natürlich nur dann, wenn entsprechende Hinweisschilder nicht angebracht werden können. So etwas macht beispielsweise die QRpedia. Museen platzieren dabei QR-Codes neben ihren Exponaten, die die scanfreudigen Besucher auf die entsprechende mobile Version der Wikipedia weiterleiten. Jedoch werden die Codes auch außerhalb von Museen eingesetzt.
Ein bisschen eigenartig finde ich QR-Codes in Museen schon – warum sollten Museen QR-Codes in ihre Ausstellungen kleben, wo sie doch erklärende Tafeln verwenden könnten, die wesentlich weniger Zugangsvoraussetzungen haben? Ein Grund könnte der Faktor Neugierde sein – QR-Codes gelten dieser Ansicht nach als neu und aufregend genug, um Menschen anzusprechen, die sich die Texte auf den Schildern nicht durchlesen würden. Die Meinungen darüber gehen auseinander: Während die anonymen Autoren des empfehlenswerten Artikels „The Psychology of QR Codes“ meinen, die Codes seien noch immer ein Aufmerksamkeitsmagnet, schreibt Jürgen Siebert, dass sie den „Reiz des Neuen […] längst verloren“ haben. Letztlich kann man nur im Hinblick auf die eigene Zielgruppe entscheiden, ob QR-Codes noch ausreichend Neuigkeitswert besitzen – und sollte sich schon einmal eine Alternative ausdenken für die Zeit danach.
Doch gibt es natürlich auch noch andere Gründe, die schwarz-weißen Kästchen-Gebilde ins Museum zu hängen – dann nämlich, wenn sie integraler Bestandteil dessen sind, das ausgestellt wird.
beyond art: Kunst im Zwischenraum
QR-Codes in Museen, die die plastische Realität mit der Realität im Netz verketten – kein Wunder, dass diese Idee Kunstschaffende aus der ganzen Welt beflügelt. Ich verdanke es René Walter von Nerdcore, eines der spannendsten Projekte in dieser Richtung entdeckt zu haben: „Night of the Living Dead Pixels“. Étienne Mineur schuf damit eine Referenz an den berühmten Zombie-Klassiker, die es in die Ausstellung „Talk to Me“ des MoMA geschafft hat. Die Story lässt sich dabei durch die flexible Faltung und die QR-Codes variieren.
Es ist also die Kreativität, die entscheidend dazu beiträgt, ob QR-Codes sinnvoll und nutzbringend eingesetzt werden können. In der letzten Folge meiner QR-Code-Reihe schaue ich mir daher konkrete Projekte an, die kreative Lösungen mit den Pixelmustern gesucht haben – mal mehr und mal weniger erfolgreich.