Gründe für Blogger Relations aus Unternehmenssicht
Welche Gründe gibt es, überhaupt in Blogger Relations zu investieren? Die Pluspunkte entstehen aus den spezifischen Eigenschaften des Mediums „Blog“:
- Chance auf unabhängige Meinungen: Blogs werden häufig unabhängig eines redaktionellen Hintergrunds geführt – Autorinnen schreiben ihre persönliche Meinung, und zwar in der Art, wie sie es für richtig halten. Oft handelt es sich um Meinungsführer in ihrem Umfeld – Unternehmen können also von ihrem Einfluss profitieren. Gleichzeitig gilt: Kontrolle abgeben – was ein Blogger konkret schreibt, ist seine Sache. Wer regelmäßige Kontakte zu Bloggern pflegt, hat die Chance, sich einen wichtigen Multiplikator dauerhaft zu sichern – und nimmt man fundiertes Feedback ernst, kann man sein Produkt oder seine Dienstleistung zunehmend interessanter machen.
- Suchmaschinenoptimierung: Blogs genießen durch ihre Aktualität und ihre Fokussierung auf Inhalte oft einen guten Stellenwert bei den Suchmaschinen – von reinen Spam-Blogs einmal abgesehen. Unternehmen profitieren daher davon, wenn ein Blog einen Link auf die eigene Unternehmens-Website setzt. Sofern dieser Link inhaltlich begründet und nicht etwa durch Geld- oder Sachmittel erworben wurde, ist dagegen auch aus Sicht der Suchmaschinen-Richtlinien nichts einzuwenden.
- Erschließung neuer Zielgruppen: Blogleser sind häufig treu – sie vertrauen einem Autor und folgen seinen Links und Empfehlungen. Für Unternehmen bietet das die Chance, auf ihre Produkte oder Dienstleistungen aufmerksam zu machen – idealerweise innerhalb der relevanten Zielgruppe. Insbesondere in Branchen, in denen dies über klassische Kanäle nicht mehr gut möglich ist, bilden Blogger Relations daher ein wichtiges Standbein im eigenen PR-Mix.
Für Blogger Relations sprechen eine Reihe von Gründen – insbesondere netzaffine Produkte und Dienstleistungen kommen ohne Blog-Unterstützung kaum noch aus. Allerdings bieten sich auch in anderen Bereichen große Chancen. Berufsbedingt erforsche ich gerade ein wenig, was das Social Web im Bereich des Handwerks zu bieten hat – das ist ein sehr spannender Bereich, der zeigt, dass Blogs auch abseits der digitalen Avantgarde sinnvoll eingesetzt werden können.
Großes PR-Potenzial durch Blogger Relations
Wer mehr handfeste Überzeugungskraft benötigt, um eine Lanze für Blogger Relations zu brechen, findet Antworten in zwei Studien, die in der letzten Zeit veröffentlicht wurden. Die ARD/ZDF-Onlinestudie 2013 verzeichnet beispielsweise in der Nutzung von Blogs einen Anstieg von 7 auf 16 % – was, wie Klaus Eck richtig anmerkt durchaus noch höher sein kann, bedenkt man die Ungewissheit, was denn nun eigentlich alles als Blog gelten kann.
91 % der Befragten geben in einer Studie des Blog-Vermarkters Rankseller an, für Kooperationen mit Unternehmen offen zu sein. Trotz einiger Vorsicht (immerhin geht aus der Rankseller-Pressemeldung nicht hervor, wie die Befragten ausgewählt wurden) zeigen diese Zahlen deutlich: Sowohl von Blogger- als auch Leser-Seite verfügen Blogger-Relations über ein enormes Potenzial.
Tipps für erfolgreiche Blogger Relations
Zum Abschluss möchte ich euch noch ein paar persönliche Tipps mitgeben, die mir im Rahmen meines Blogschreibens wichtig geworden sind:
- Blogger persönlich ansprechen: Gelungene Blogger Relations basieren darauf, Blogger als Menschen wahrzunehmen – das gilt umso stärker, als gerade unter Bloggern viele Schreiber ohne professionellen Hintergrund anzutreffen sind. Individuelle Anfragen müssen also sein, und dazu gehört natürlich auch, sich etwas Zeit zu nehmen und sich zu fragen, ob das Blog wirklich gut zum eigenen Kommunikationsinteresse passt. Nur, weil ich irgendwann einmal mit einem Designer gesprochen habe, der Mode macht, bin ich noch kein Modeblogger. Erfolgreiche Kommunikation fängt damit an, zuhören zu können.
- Etwas zurückgeben: Eng verwandt mit Tipp 1 („Blogger als Menschen wahrnehmen“) ist die Idee, etwas zurückzugeben – das gilt insbesondere, wenn es sich nicht um einen Sponsored Post handelt. Wer etwas aus dem Social Web bekommen möchte, sollte auch etwas zurückgeben wollen. Ideen dazu hat Klaus Eck in seinem Beitrag zur Blog-Parade veröffentlicht, beispielsweise einen Gastbeitrag oder ein Interview im Unternehmensblog im Austausch. Persönlich schaue ich jedoch auch immer, was ein Unternehmen von sich aus im Netz gibt, bevor ich auf eine Anfrage antworte. Praktische Tipps im eigenen Unternehmensblog, Fotos und Texte unter Creative-Commons-Lizenzen oder ein verantwortungsbewusster Umgang mit Kritik über Social Media sind klare Pluspunkte, die mich einer Zusammenarbeit positiv gegenüberstehen lassen.
- Vorher fragen: Eigentlich trivial – vor den Blogger Relations steht die Anfrage, ob eine Bloggerin überhaupt dabei mitmachen möchte. Leider nicht immer selbstverständlich, denn manchmal findet man sich ohne thematischen Bezug oder vorhergehende Berichterstattung in einem PR-Verteiler wieder – die Daten seien halt öffentlich verfügbar.
Hintergrund für diesen Beitrag
Die Inspiration für diesen Beitrag verdanke ich Mike Schnoor, der vor einigen Wochen zur Blogparade über Blogger Relations aufgerufen hat. Es bleibt spannend: Die Ergebnisse möchte er in einem E-Book zusammenfassen – ihr werdet hier darüber lesen, denn die Beiträge, die ich bisher gelesen habe, versprechen spannende und inspirierende Tipps und Meinungen rund ums Thema.
Nachtrag (28. Juli 2014): Tino Schade hat sich einige Gedanken zur Ansprache unterschiedlicher Blogger-Typen gemacht, die durchaus lesenswert sind. Er identifiziert darin Linkverkäufer, Geldverdiener, Ego-Blogger sowie Themen-Enthusiasten und gibt Ratschläge für den Umgang mit ihnen.
Welche Tipps habt ihr, um erfolgreich mit Bloggern Pressearbeit aufzubauen? Spielen Blogs in eurem Umfeld eine Rolle?