Licht…: die Systematik hinter erfolgreichem Social Media Marketing
Über den ersten Teil des Vortrags möchte ich wenig Worte verlieren – langatmig wurden die Benutzeroberflächen von Xing und Facebook erklärt. Zum Glück bekam Thomas Stiren im zweiten Teil des Vortrags noch die Kurve und integrierte einige gute Ideen und Konzepte. Eine erfolgreiche Kampagne in den social networks solle demnach folgendem vierstufigen Aufbau folgen:
- Analyse: Einen wichtigen Hinweis gab Thomas Stiren mit seiner Betonung der Analysephase, die die Grundlage für die Konzeption bildet. Die einzelnen Bestandteile der Analysephase riss der rdts-Geschäftsführer lediglich an: die Vernetzungskultur im Unternehmen sei zu berücksichtigen und die Konkurrenz per Social Media Monitoring zu beobachten. Schließlich solle analysiert werden, welche Produktgruppen und Zielgruppen sich für einen Einsatz von Social Media anbieten.
- Konzeption: Diese zweite Phase bildete den Schwerpunkt des Vortrags – sinnvoll, bedenkt man, dass ohne gründliche Konzeption Social Media Marketing nicht funktionieren kann. Das Thema ist auf den Folien gut abgebildet – schaut sie euch einfach an, wenn ihr Details darüber erfahren wollt, was für die Konzeption von Social Media Marketing beachtet werden sollte.
- Umsetzung: Für die dritte Phase hatte Thomas Stiren eine Reihe guter Tipps parat. So solle man einen Redaktionsplan mit Themen für etwa ein Jahr erstellen – so wisse man als Unternehmen stets, worüber man schreiben könnte. Zum Thema Kritikmanagement verwies er auf diese vielbeachtete Grafik von René Ruebner. Praxisnah auch die Faustformel, alle zwei Tage zu festen Zeiten zu posten.
- Kontrolle: Mit Fertigstellung der Kampagne beginnt der Optimierungskreislauf: fortlaufendes Monitoring und Nachbessern. Leider versäumte es Thomas Stiren, auf mögliche Tools hinzuweisen, die man dafür nutzen könnte. Sinnvoll hingegen fand ich seine Aufzählung möglicher Kennzahlen für den Erfolg – neben Reichweite könne man noch die Interaktionsrate und die Stimmung der Reaktionen bewerten. Ich würde diese Liste sogar noch ergänzen, kann man Social Media doch noch zu wesentlich mehr Zwecken einsetzen als reines Marketing. Das jedoch nur am Rande und nicht als Kritik am Vortrag, denn Thomas Stiren wies deutlich darauf hin, dass es hier um Marketing geht. Kritik verdienen seine Ausführungen jedoch an anderen Stellen.
… und Schatten: Quellen im Dunkeln, Begriffe in der Grauzone
An einigen Stellen fehlte mir die kritische Auseinandersetzung mit dem Thema: So wurde mehrfach von den digital natives gesprochen, die die Vernetzung von Geburts Wegen beherrschen sollen. Dass mich dieser Begriff nicht wirklich überzeugt, habe ich ja in meinem kurzen Bericht über unsere eigene Podiumsdiskussion zum Thema schon erwähnt. Ich halte Peter Kruses Unterscheidung in digital immigrants und digital residents für stichhaltiger – Thomas Stiren selbst wies mehrfach darauf hin, dass er als Nicht-digital-native hervorragend vernetzt sei.
Schwierig fand ich auch die fehlenden Quellen für die interessanten Zahlen – so nützen sie mir wenig, da ich sie nicht überprüfen kann. Ohne Quelle blieb auch der Hinweis, die ersten sozialen Netzwerke seien 1996 gegründet worden – ein Meilenstein, den ich mit dem WELL eher früher ansetzen würde. Das muss nun nicht bedeuten, dass die Aussage falsch ist – wie so oft hängt viel von der eigenen Definition eines social network ab: Dana Boyd und Nicole Ellison bezeichnen SixDegrees von 1997 als erstes soziales Netzwerk. Nur hätte Thomas Stiren gut daran getan zu benennen, auf welche Definition er sich bezieht.
Fazit: Gute Grundlagen mit etwas Luft nach oben
Zu Beginn der Veranstaltung fühlte ich mich ehrlich gesagt eher fehl am Platz – erklärt mir da wirklich jemand die Benutzeroberflächen von Facebook und Xing? Die IHK könnte durch eine klare Nennung der Zielgruppe, etwa durch ein „für Einsteiger“ vermeiden, dass man mit falschen Erwartungen in die Vorträge geht oder die Zielgruppe zu unterschiedlich ist. Zum Glück wusste Thomas Stiren im zweiten Teil der Präsentation zu überzeugen. Zahlreiche Praxistipps und ein systematischer Aufbau standen hier auf der Haben-Seite – man merkte, dass der Mann weiß, wovon er spricht. Das sollte er durch klar benannte Definitionen und eindeutige Quellenangaben auch theoretisch untermauern.