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Videospiele Molleindustria oder Videospiele als soziale Kunstwerke

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Schlagworte: Culture JammingGamesKünstlerkollektivMedienkunstMolleindustriaVideospiele

Videospiele haben sich zu einem der wichtigsten digitalen Medien überhaupt entwickelt. Das Künstlerkollektiv Molleindustria lotet aus, ob sie auch soziale Kunstwerke sein können.

Als ich vor einigen Jahren mein Studium der Medienwissenschaft aufnahm, dachte ich nicht, mich einmal mit Videospielen beschäftigen zu müssen. Nicht, dass ich Videospiele verabscheuen würde – ich habe noch immer mein altes SNES. Doch Videospiele waren eben zum Spaß da, und sie hatten schon gar nichts mit Medienwissenschaft zu tun.

Dass sich das ändern wird (wenn es das nicht schon hat), wird mir in letzter Zeit immer stärker klar. Videospiele sind nicht mehr nur zum Spaß da, sondern sind folgenreiche Entwicklungen, ja, sie sind Pop. Aus dem Spiel zum Kinofilm wird der Kinofilm zum Spiel. Musiker lizensieren ihre Stücke an Spiele wie Guitar Hero. Nun bin ich bei Rebel Art auf ein interessantes italienisches Künstler-Kollektiv gestoßen, das das Videospiel als ein politisches Medium versteht.

Molleindustria zwischen schwarzem Humor und tieferer Aussage

Molleindustria ist ein Kollektiv italienischer Designer, Programmierer und Künstler, die das Videospiel von seiner Spaßlastigkeit befreien und als Medium etablieren möchten, mit dem man über soziale Entwicklungen sprechen kann. Damit kämpft das Videospiel einen ähnlichen Kampf, wie ihn die Fotografie in ihren Anfangstagen kämpfen musste: weg vom Image einer technischen Sache, mit der man bestimmte Zwecke verbindet, und hin zu einer Kunstform mit eigenen Regeln. Die Vision: Künstler sollen über Spiele ebenso ihre Ideen und Gedanken ausdrücken können, wie sie es mit anderen Medien bereits seit längerem tun.

Screenshot aus Faith Fighter, in dem Gott gegen Jesus kämpft
Faith Fighter – bei so vielen Zaubertricks sieht Jesus alt aus

Lizenz: Faith Fighter von Molleindustria, CC BY NC ND

Dass dieses hehre Ziel nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass die Spiele keinen Spaß machen können, beweist die Sammlung an kostenlosen Flash-Games, die das Kollektiv entwickelt hat. So kann man um die Vorherrschaft einer bestimmten Religion kämpfen, simuliert Orgasmen um die Wette oder erhält Einblicke in die finsteren Machenschaften global agierender Unternehmen. Dabei nehmen die Macher kein Blatt vor den Mund und sprechen auf spielerische Art voll schwarzem Humor soziale und wirtschaftliche Missstände an.